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Am zweiten Wochenende im Mai findet im thailändischen Yasothon das Raketenfest (Bun Bang Fai) statt, mit dem die Einheimischen den Regengott Phraya Thaen um Regen bitten. Die Provinzhauptstadt liegt 100 km nordwestlich von Ubon und sieht normalerweise keine Touristen. Das Fest hingegen ist eine absolute Attraktion und zieht Thais aus allen Landesteilen sowie eine zunehmende Zahl von Touristen an. Solche Feste findet man um diese Zeit an vielen Orten im Nordosten Thailands, Yasothon feiert aber das größte und eindrucksvollste. Es ist ratsam, schon einige Tage zuvor anzureisen, oder zumindest ein Hotelzimmer vorab zu reservieren, denn Hotelbetten sind im Vergleich zum Besucherstrom knapp bemessen. Wenn alles nichts hilft dürfte man aber trotzdem unterkommen. Einmal kam ich bei der Familie eines Polizisten unter, tags darauf erhielt ich von dem damaligen Übersetzer und Festivalsprecher für ausländische Gäste eine Einladung, blieb drei Wochen bei der Familie und besuchte sie in den Folgejahren immer wieder zur Festivalzeit. Dorfgemeinschaften, Vereine und Firmen stellen lange vor dem Festivaltermin Tanzgruppen mit Musikbegleitung zusammen, und schon Wochen vorher kann man sie beim Einüben ihrer Tänze beobachten. Andere sind wiederum mit der Herstellung der Raketen beschäftigt, und jeder hat sein eigenes Rezept für einen erfolgreichen Flug der Rakete, einige enthalten mehr als 100 kg Schwarzpulver und sind um die 15 m lang.
Am Samstag Vormittag wird das Fest offiziell eröffnet und darauf hin zieht eine riesige bunte Parade mehrere Stunden über die Hauptstraße der Stadt. Die Trommelrhythmen gehen in die Beine, und trotz der Disziplin bei den Tänzern und Musikern hat so alles einen karnevalistischen und fröhlichen Charakter. Die Raketen wiederum werden auf groß hergerichteten Prozessionswagen präsentiert, meistens noch begleitet von Anwärterinnen zur Wahl der Schönheitskönigin. In den Nachmittagsstunden, wenn die Parade zu Ende geht, wird es in der Stadt wieder ruhiger, die Bewohner ziehen sich mit ihren Freunden und Verwandten zurück und feiern weiter im kleineren Kreis.
Sonntag ist dann der Tag an dem das Fest seinen Höhepunkt findet. Außerhalb der Stadt, auf noch brachen Reisfeldern, wurden mehrere Abschussrampen aufgebaut. Nach und nach werden die Raketen dort installiert und gezündet. Es gibt unterschiedliche Klassifizierungen der Raketen, je nach Größe. Wettbewerbe finden statt; welche Rakete bleibt am längsten in der Luft, Ferngläser verfolgen die Flugbahn. Raketen explodieren noch auf oder nahe der Rampe anstatt in die Höhe zu fliegen. Das ist schön anzusehen aber leider auch manchmal gefährlich (Menschen kamen dabei schon ums Leben als sie sich zu nahe an den Rampen aufhielten). Der Geruch von Mekong oder Local Whiskey überdeckt den des Schwarzpulvers, Einheimische nehmen eine Abkühlung im nahe gelegenen Tümpel oder Raketenspezialisten feiern ihren gelungenen Abschuss mit einem Schlammbad. Ausländische Gäste werden zum Picknick eingeladen, es herrscht eine absolut ausgelassene Stimmung. Am Spätnachmittag, bevor das Fest zu Ende geht, werden Preise vergeben. An die beste Tanzgruppe, für den prächtigsten Raketenwagen, den längsten Raketenflug und, nicht zu vergessen: an Miss Bun Bang Fai.
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